Segelschulschiff Deutschland
 

Das Segelschulschiff "Schulschiff Deutschland" 1960
1960
und 2007

Das Segelschulschiff "Schulschiff Deutschland" heute


Verkleidung der Ruderanlage

Segelschulschiff
Schulschiff Deutschland

Das Schiff

1927 bis 1945
Das Segelschulschiff Deutschland lief als "Schulschiff Deutschland" am 14. Juni 1927 vom Stapel. Gebaut wurde es auf der Tecklenborg-Werft (Geestemünde / Bremerhaven) für den Deutscher Schulschiff-Verein e.V. (DSV). Es war der letzte hier als Vollschiff gebaute Großsegler (Vollschiff = mindestens drei vollständig rahgetakelte Masten). Es wurde als Segelschul- und Ausbildungsschiff, im Gegensatz zu frachttragenden Segelschiffen wie z.B. die Pamir oder Passat, konstruiert und ab 1927 auch als solches eingesetzt.

Deutscher Schulschiff-Verein e.V.
Der Deutsche Schulschiff-Verein e.V. wurde am 12. Januar 1900 von Vertretern aus Handel, Wirtschaft, Verkehr und Staat gegründet. Erster Vorsitzender war der Großherzog von Oldenburg. Die Aufgabe war es, trotz des aufkommenden Zeitalters der Dampfmaschinen, den Bedarf von etwa 2000 Seeleuten jährlich zu decken. Die Ausbildung auf einem Segelschiff war obligatorisch für die Prüfung als Seeoffizier.

Die "Schulschiff Deutschland" *) führte nach seiner Probefahrt in der Nordsee (10. August bis Ende August 1927) zwischen 1927 und 1939 insgesamt 29 Ausbildungsreisen, davon 12 auf "Großer Fahrt" und 17 in der Nord und Ostsee durch. Die letzte Winterreise wurde am 22. März 1939, aus dem Südatlantik kommend, auf Bremerhaven-Reede beendet. Während des Krieges wurden, trotz dezimierter Stammbesatzung, etwa 800 Offiziersanwärter ausgebildet. Am 15. April 1940 wurde das "Schulschiff Deutschland" in die Ostsee verlegt. Wegen zunehmender Luftangriffe erfolgte im November 1941 die Verlegung nach Lübeck. Bis zum 1. Oktober 1944 wurden noch Ausbildungsfahrten in der Ostsee durchgeführt.

Die Kapitäne 1927 bis 1945:
Reinhold Walker (1927 bis 1933)
Walter von Zatorski (1933 bis 1936)
Ernst Sieck (1936 bis 1938)
Otto Bauer (1938 bis 1945, Erster Offizier: Otto Hattendorf)

1945 bis 1950
Es überstand mit "List und Tücke" die Wirren eines Weltkrieges und die Nachkriegszeit. Es mag sich wie Seemannslatein anhören, entspricht aber den Tatsachen: Um das Schiff nicht durch eine eventuell angeordnete Selbstvernichtung oder als Reparation nach Kriegsende (englische Truppen besetzten am 5. Mai 1945 die Stadt Lübeck) an die Alliierten zu verlieren, wurde es am 27. April 1945 offiziell als Lazarettschiff in Lübeck in Dienst gestellt. Zeitweise waren hier bis zu 250 Leichtverwundete untergebracht. Dieser Abschnitt endete im August 1945. Im August 1946 wurde das Schulschiff auf Weisung der britischen Marine nach Cuxhaven überführt und dort als Wohnschiff für die deutsche 2. Minen-Räumdivision genutzt. Dieser "Nutzungsabschnitt" endete im Dezember 1947. Um eine mögliche Auslieferung an die Briten zu entgehen, wurde das Schiff am 22. Juli 1948 nach Bremen -in die amerikanische Zone- geschleppt und bei der AG "Weser" festgelegt. Von 1948 bis 1950 diente es als Jugendherberge.

Am 27. Februar 1950 wurde das Schiff wieder offiziell dem Deutscher Schulschiff-Verein e.V. überstellt.

1952 bis 1972
Nach erfolgter Instandsetzung stand es ab 1.April 1952 wieder für einen regulären Ausbildungsbetrieb zur Verfügung. Hier wurde die gesetzlich vorgeschriebene praktische Vorausbildungszeit nautischer Schiffs-Offiziers-Anwärter abgeleistet. Das bedeutete, dass alle Personen, die im Decksdienst zur See fahren wollten, eine entsprechende Ausbildung durchlaufen mussten. Weitere Schulen gab es in Hamburg-Finkenwerder, Lübeck-Travemünde und Elsfleth.
Bis 1972 fand an Bord der Unterricht statt.

Danach wurde das Schiff abermals umgebaut und als Schulinternat und Ausbildungswerkstatt genutzt.

Die Kapitäne:
Otto Hattendorf (1945 bis 1953 anschl. dienstlich wegen anderer Aufgaben freigestellt.)
Kurt Köppl (1953 bis 1961, Erster Offizier: Gerhard Eckardt)
Otto Hattendorf (1961 bis ......)

1995 bis 2001
Die "Schulschiff Deutschland" *) wurde in den Jahren 1995/96 für etwa 5,5 Millionen DM in der Bremer Vulkan-Werft renoviert und teilweise originalgetreu restauriert. Dazu zählten auch die Takelage und das Edelholzdeck. Am 14. Juni 1996 wurde es in einer Paradefahrt zum jetzigen Liegeplatz verholt.
Bis Juli 2001 wohnten Schiffsmechaniker an Bord. Die Ausbildung fand an Land statt.

Über Jahrzehnte hinweg lernten junge Menschen hier ihre ersten Schritte als Seemann. Bevor es auf "Große Fahrt" ging, erfolgten auf dem Segelschulschiff "Schulschiff Deutschland" einige Monate Vorbereitung auf das Leben zur See.

Heute liegt die "Schulschiff Deutschland" *) als maritimes Kulturdenkmal ganzjährig in Bremerhaven, Neuer Hafen

Werftaufenthalt 2014 / Spendenaktion
Am 21. Oktober 2014 wird der denkmalgeschützte Großsegler von zwei Schleppern in die BVT-Werft (Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH) nach Bremerhaven geschleppt.
Zwar wurde der Segler 1995 für 5,5 Millionen D-Mark restauriert, doch hat der Rost den Schiffrumpf unterhalb der Wasserlinie dünn werden lassen. Stellenweise misst die Bordwand nur noch zwei bis drei Millimeter statt der ursprünglichen 12 Millimeter.
Siehe Werftaufenthalt 2014

*) Da Schiffe grundsätzlich weiblich sind, ist im maritimen Sprachgebrauch die "Schulschiff Deutschland" üblich.