175 Jahre Kreis Groß-Gerau 1832 - 2007
 

Werftaufenthalt 2014

Grund der Reparaturen
Der Dreimaster war 1927 in hoher Eisklasse mit 12 Millimeter dicken Stahlplatten gebaut worden, die überlappend miteinander vernietet sind.
Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett hat in den Jahren 2013 und in den ersten Monaten 2014 an etwa 1500 Punkten mit einem Ultraschallgerät die Stärke der Bordwand in Höhe der Wasserlinie (Wasserpass) und darunter gemessen und protokolliert. An den Stößen der Stahlplatten blüht der Rost. Aus einem Millimeter Stahl entstehen so zehn bis zwölf Millimeter Rost. Bedingt durch den ständigen Wechsel von Nässe und Trockenheit sind die Schäden am Wasserpass des Schiffes am größten. Hinzu kommt, dass die Deutschland bei Niedrigwasser vorn oder achtern im Schlick aufsetzen kann und so zusätzliche Kräfte auf den Rumpf einwirken.
Die Strömung durch das ab- und auflaufende Wasser von bis zu zwei Knoten am Liegeplatz simuliert eine ständige langsame Fahrt des Vollschiffes durch das Wasser.
Zwischenzeitlich hat die Bordwand an vielen Stellen nur noch eine Stärke von etwa vier Millimeter. Zwar wurden von der Innenseite an besonders schadhaften Stellen so genannte Betonkästen vorgesetzt, die diese Stellen versiegeln, doch ersetzen diese Provisorien keine Reparaturen.
Außerdem hat Schwitzwasser im Schiff hinter den Einbauten und Dämmungen an den Verbindungen der längs im Schiff sitzenden sogenannten Stringer (Längsversteifungen) mit dem Rumpf, für Durchrostungen gesorgt.

Der Segler wurde 1995 für 5,5 Millionen D-Mark restauriert, doch hat der Rost den Schiffrumpf unterhalb der Wasserlinie dünn werden lassen.

In dem vom Wasser- und Schifffahrtsamt für das so genannte Schwimmzeugnis angeforderte Gutachten für das schwimmenden Denkmal attestierte der Gutachter im Jahr 2012 dem Rumpf insgesamt einen ausgezeichneten Zustand angesichts des Baujahres 1926. Er wies aber auch eindeutig auf die Schwachstellen hin.

Arbeiten
Der stählerne Rumpf wurde im kritischen Bereich, im Staubereich der Wasserlinie, durch 8 mm dicke Stahlplatten (Maße 60 x 60 cm), gedoppelt. Diese wurden von außen aufgesetzt und an den Rändern verschweißt.
Dies gilt auch für weitere Korrosionsschäden, die erst im Trockendock festgestellt werden konnten.
Insgesamt wurden 1600 Nieten ersetzt und 29,9 t Stahl verarbeitet. Nach der Reparatur der Schäden wurde der gesamte Rumpf gestrahlt und mit einem siebenfachen Schutzanstrich versehen.
Einbauten (Schränke, Schlafkabinen usw.) mussten aus Brandschutzgründen an Stellen, an denen geschweißt werden musste, entfernt und später wieder montiert werden. Nach der Reparatur der Schäden an der Außenhaut wurde der gesamte Rumpf gestrahlt und mit einem siebenfachen Schutzanstrich versehen.

Kosten
Der kalkulierte Kostenrahmen von 1,07 Millionen Euro kann wohl gehalten werden (Stand: Dezember 2014).
Von diesem Betrag trägt der Bund durch ein Förderprogramm des Staatsministers für Kultur 400.000 Euro. Die Freie Hansestadt Bremen übernimmt 200.000 Euro und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 100.000 Euro. Die auf Initiative des Vereins durchgeführte Spendenaktion erbrachte bisher (Dezember 2014) etwa 46.000 Euro (siehe unten).
Weitere 60.000 Euro kamen durch größere Spenden zusammen. Die Lücke in der Finanzierung soll durch die eventuelle Rückerstattung der Umsatzsteuer verringert werden. Der Rest soll mit einem Darlehen geschlossen werden. Dazu hatte sich der Schulschiffverein im Rahmen des Gesamtfinanzierungsplanes verpflichten müssen.
Aus den laufenden Einnahmen kann eine Tilgung des Darlehens nicht erfolgen. Diese decken in der Regel den laufenden Betrieb.
Die Gesamtkosten konnten auch dadurch gesenkt werden, dass Firmen wie z.B. die URAG (Unterweser Reederei GmbH) und FESTMA (Vertäugesellschaft mbH) besondere Konditionen für ihre Leistungen einräumten.
Ebenso haben auch viele Freiwillige des Vereins, die bei den Verholmanövern als Crew eingesetzt waren, einen erheblichen Beitrag geleistet. Von Seiten des Vorstandes stand mit Jürgen Peters einen kompetenten Fachmann zur Verfügung, der die Ausschreibung und Durchführung der Arbeiten begleitet und geprüft hat. Der Schiffsbetriebsmeister, Ingo Müller-Fellmett, hatte den Umfang der Arbeiten exakt ermittelt und ihre Durchführung akribisch geprüft. Auch für die Überführungscrew war er verantwortlich.

Spendenaktion
Für 20, 50 oder 100 Euro kann man symbolisch ein Stück der neuen Bordwand erwerben. Darüber hinaus freut sich der gemeinnützige Verein selbstverständlich auch über jeden größeren und auch kleineren Betrag.
Die Plaketten werden seit dem 20.05.14 verkauft. Auf Wunsch wird eine Spendenbescheinigung erteilt. Setzen sie sich mit dem Verein unter der Telefonnummer 0421/ 6587373 in Verbindung.

Werft
Die Arbeiten werden von der Firma BVT (Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH), die Zugriff auf die Bredow (Bremerhavener Dock GmbH)-Schwimmdocks hat, durchgeführt.

Zeitplan (aus der Sicht eines Crew-Mitgliedes)

8. Oktober 2014
Am 8. Oktober 2014 soll der denkmalgeschützte Großsegler von zwei Schleppern in die BVT-Werft (Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH) nach Bremerhaven geschleppt werden.

Der Termin für die Verholung muss wegen der dringenden Reparatur eines Schiffes der Bundesmarine verschoben werden. Neuer Termin: 21. Oktober


Impressionen vom 18.10.2014 (Fotostrecke)

20. Oktober
Für die Verholfahrt (Überführungsfahrt) müssen natürlich auch alle Einrichtungen Land/Schiff gekappt. werden. Dazu zählen alle Ver- und Entsorgungseinrichtungen wie z.B. Elektrizität, Wasser und Fäkalien.
Dem Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett war es gelungen, ein dieselbetriebenes Stromaggregat zu organisieren, das am 20. Oktober gegen 7 Uhr mit einem Autokran an Bord gehievt wird.
Die Crew für Fahrt kommt gegen 10 Uhr an Bord. Nach einer kurzen mündlichen Einweisung durch den Schiffsbetriebsleiter folgen praktische Tests des Ab- und Anlegens.

Arbeiten (Training) am 20. Oktober
Gegen 11 Uhr kommt die Meldung .über eine erneute Terminverschiebung. Als Grund dafür wird die Wetterlage angegeben. Der Schleppvorgang darf nur bis zu einer Windstärke von 6 (Bft) durchgeführt werden. Die Prognosen sagen Böen der Windstärke 8 bis 9 (Bft) voraus.
Die Hühnernudelsuppe schmeckt trotzdem gut.
Neuer Termin: 23. Oktober

20. Oktober
Da das Verholen nicht klappte, folgt ein gemütlicher Bummel durch den 1622 eröffneten Haven von Bremen-Vegesack.

Museumshaven in Bremen-Vegesack

21. Oktober
Das kräftige Tief Gonzalo (ein ehemaliger Hurrikan Gonzalo, der sich in den letzten Tagen in ein außertropisches Tiefdruckgebiet umgewandelt hat) über der Nordsee bringt intensive Regengüsse, Sturm- und Orkanböen.
Arbeiter der Werft verlegen auf dem Deck des Schulschiffes Spanplatten zum Schutz der Holzplanken. .

Hochwasser
22. Oktober
Schietwetter
Wetter in Bremen, 9 Uhr: Regen, 12 °C, Niederschlag: 100%, Luftfeuchte: 85%
Wind: 34 km/h (Windstärke 5 nach Bft, frischer Wind)
Wetter in Bremerhaven, 9 Uhr: Regen, 11 °C, Niederschlag: 30%, Luftfeuchte: 85%
Wind: 64 km/h (Windstärke 8 nach Bft, Sturm)
12 Uhr: Wetter unverändert und zusätzlich Warnung vor einer Sturmflut an der Küste (bis 2,50 m über normal)..
Am 23. Oktober soll die Aktion stattfinden. Langsam kommen Zweifel, ob dies wegen der Wetterlage überhaupt möglich sein wird.
Fotostrecke

Sonnenaufgang
23. Oktober
Wetter: 12 °C, trocken, bewölkt, fast windstill
8 Uhr: die Crew ist an Bord.
Kabinen werden zugeteilt.
Die Einweisung und Einteilung für die Arbeiten an Deck erfolgt durch den Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett.
Frühstück ist zubereitet. Kaffee, belegte Brötchen und Obst.
Je ein Festmacher (Stahlseil) vorn und achtern wird eingeholt.
Landverbindungen der Ver- und Entsorgungseinrichtungen werden demontiert.
Die Schlepper werden für 13 Uhr erwartet (Flut).
Gegen 12.30 Uhr kamen einige Gäste, überwiegend Medienvertreter, an Bord.

Ablegen 13.15 Uhr
Wetter wie oben. Der Schlepper Blumenthal zieht, der Schlepper Grohn (beide URAG-Reederei) hält die Deutschland von achtern im Fahrwasser.
Als Kapitän fungiert Reiner Schumacher, „Head of Port Operations“ bei der Schlepperreederei URAG (Unterweser Reederei GmbH). Lotse ist der Weserlotse Roland Wegner von der Lotsenbrüderschaft Weser I.
Beide können allerdings nicht verhindern, dass die „Schwimmende Anlage Schulschiff Deutschland auf der Seeschifffahrtsstraße“ so lautet die amtlichen Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtsamtes für die Verholaktion zur Werft, beim Ablegen mit den Brassbäumen der Backbordseite zweimal eine Dalbe touchiert. Außer Farbabrieb und Kratzer sind keine weiteren Schäden entstanden.

Entgegenkommende Schiffe grüßen fast ausnahmslos die Deutschland. Unterwegs entlang der Weser winken immer wieder Menschen. Der Seenotrettungskreuzer "Hannes Glogner" der DGzRS begleitet den Konvoi die letzten Seemeilen auf der Weser. Die Mannschaft unterstützt anschließend das Festmachen des Schiffes von Land aus.
Der kurz vor Bremerhaven an Bord gekommene Hafenlotse sieht keine Möglichkeit, direkt in den Geestevorhafen zu fahren. Bei dem herrschenden Wind und den drei Knoten Strömung auf der Weser hätten die beiden Schlepper die Deutschland vermutlich nicht halten können und der Schleppverband wäre in die Molen getrieben.

18 Uhr: Ankunft in Bremerhaven. Festmachen an einem Schwimmponton. Gäste und Medienvertreter gehen von Bord.

Am 24. Oktober soll über den Vorhafen und den Hafen in die Werft und das Trockendock verholt werden.
Fotostrecke

24. Oktober
Zeitplan
10.30 Uhr: Ankunft der Schlepper zum Verholen zur Werft.
13 Uhr: Eindocken
So ist das manchmal mit den Plänen.
10.40 Uhr. Der Bugschlepper ist mit dem Schiff verbunden. Der zweite Schlepper (Heck) setzt Kapitän Schumacher an Bord ab und fährt zum Festmachen ans Heck. Je zwei Leinen (Stahlseile) vorn und achtern des Schulschiffes sind aufgekürzt (vom Poller an Land gelöst und an Bord genommen).
11 Uhr; Entscheidung des Kapitäns: Die Schleppfahrt zur Werft mit Schleusung darf nicht durchgeführt werden. Bei einer derzeitigen Windstärke 6 (Bft) wäre dies gerade noch durchführbar, nicht aber aus versicherungstechnischen Gründen. Diese erlaube eine derartige Fahrt nur bis zu einer Windstärke von 5 (Bft).
Der Kapitän verschwindet wieder. Die Schlepper lösen die Verbindung zum Schiff und dieses muss wieder komplett festgemacht werden.
Da die Wetterprognosen zuungunsten einer Fahrt bis einschließlich Montag ausfallen, wurde die Crew gegen 14 Uhr aufgelöst und "musterte", bis auf den Schiffsbetriebsmeister und Wachgänger, ab.

Stimmung an Bord
Trotz des Tiefdruckgebietes Gonzalo mit Sturm und Regen sowie verschiedener Verzögerungen und Einschränkungen war die Stimmung prima. Auch nicht zuletzt der ausgezeichneten Verpflegung von Marita und Manfred Fehring.
Freue mich auch deswegen schon auf die Rückfahrt.



Am 26. Oktober wird das Segelschulschiff "Schulschiff Deutschland" in die Werft verholt.

Einige Impressionen von der Verholfahrt Fotostrecke

Das Schiff im Trockendock Fotostrecke


Das Verholen von Bremerhaven zum nach Bremen-Vegesack
erfolgt am 10.12.2014
(Vorbehaltlich der Zustimmung Poseidons, der schon bei der Überführung nach Bremerhaven mit Windstärken 6 - 8 im Oktober 2014 recht unwirsch war :-) ).


7. Dezember
Besuch auf der "Deutschland" in Bremerhaven.
Es werden außenbords noch Restarbeiten durchgeführt. Wachgänger Manfred (Fehring) hat einen straken Kaffee gebrüht. Danke dafür War bei dem Wetter auch nötig. Poseidon war wieder aktiv mit einer steifen Brise, Regen. und Temperaturen um die 5 Grad C.
Habe die "Alex" , die Alexander von Humboldt", nebenan besucht. Sie wird hier zum Hotelschiff umgebaut und soll voraussichtlich 2016 nach Bremen verholt werden.

So wie es aussieht, wird die "Deutschland" am 10. Dezember verholt.
Voraussichtliche Ankunft in Bremen-Vegesack: 17 Uhr
Fotostrecke

10. Dezember
Geplant für 10 Uhr: Verholen von Bremerhaven nach Bremen. Ankunft 17 Uhr bei Hochwasser.
Bremerhaven, Mittwoch, 9 Uhr, leichter Regen, Temperatur 4 °C °F
Niederschlag: 50%, Luftfeuchte: 93%
Wind: 43 km/h (Windstärke 6 Bft)
Tiefdruckgebiet Alexandra
Wegen der zu hohen Windstärke musste das Verholen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Am Freitag (12.12.) kommt mit Tief Billie das nächste Sturmtief
17. Dezember
Immer noch schlechtes Wetter. Ein Tiefdruckgebiet folgt dem nächsten. Fast immer mit Windstärken über 5 (Bft). Unter diesen Umständen kann die Verholfahrt nicht durchgeführt werden.

18. Dezember
11.30 Uhr: Information: Das Verholen soll am 19. Dezember durchgeführt werden. Die Crew trifft sich um 20 Uhr am -verwaisten- Liegeplatz in Bremen-Vegesack und fährt zur Werft nach Bremerhaven.
Wetter: etwa 10 Grad, Regen (es schüttet), Wind 30 km/h

Zeitplan für Freitag, 19. Dezember
4 Uhr: Klarmachen des Schiffes zum Ablegen

5 Uhr. Ankunft der Schlepper, des Kapitäns und des Hafenlotsens

6 Uhr: Schleusung

12 Uhr: Ankunft in Bremen-Vegesack
- Festmachen
- Herstellung der Ver- und Entsorgung

19. Dezember, 00.13 Uhr
Erneute witterungsbedingte Absage. Zu starker Wind.


Neuer Zeitplan für Montag 29.12 und Dienstag, 30.12.2014
29. Dezember, 20 Uhr: Abfahrt der Crew von Bremen zum Schiff nach Bremerhaven.

30. Dezember
02.00 Uhr: Frühstücken und Klarmachen zum Verholen.
Eckdaten für Bremen-Vegesack: HW 08.42 + 21.19 Uhr
03.00 Uhr. Beginn der Aktion
Wetter: leichter Wind, trocken, ca. 5 Grad / Crew: o.k.
Lotse und Kapitän: an Bord / Schlepper (zwei) vorhanden.
Problem: Die stählernen Trossen des Schulschiffes können nicht vom Poller an Land gelöst werden. Grund: die Crew des dahinter liegenden Schiffes hatten deren Festmacher unseemännisch so festgemacht, dass die Leinen des Schulschiffes nicht gelöst werden konnten. Die Crew des anderen Schiffes musste erst an Land alarmiert werden, kam an Bord ihres Schiffes und löste mit boreigenen Mittel die Leinen. Die Verholfahrt kann beginnen. Doch jetzt legt der Weserlotse sein Veto ein. Das Zeitfenster hat sich durch die Zeitverzögerung geschlossen. Das Erreichen des Liegeplatzes in Vegesack während der Flut ist nicht mehr möglich (siehe oben: Eckdaten).

15 Uhr: Zweiter Versuch: Die URAG-Schlepper nehmen "Schulschiff Deutschland" an den Haken. Schlepper "Constant" vorn und Schlepper "Berne" achtern. Über die große Kammer der Bremerhavener Doppel-Schleuse und den Geeste-Vorhafen geht es weseraufwärts in Richtung Liegeplatz, der mit der Flut erreicht wird. Das Festmachen, die Herstellung der Ver- und Entsorgungseinrichtungen, das Platzieren der Gangway und, und, und ... dauert bis gegen 3 Uhr.

Ein Törn mit vielen Unwägbarkeiten und Hindernissen ist zu Ende.