Renaturierung und Rekultivierung
Der etwa 33 ha große Steinbruch Weisenau mit dem Mergelkalkstein diente der HeidelbergCement AG zur Gewinnung von Kalkstein für die Zementproduktion.
Seit 1999 wurden floristische und faunistische Bestandskartierungen durchgeführt. So konnten die Anforderungen der lokalen Tier- und Pflanzenwelt bei der Wiedereingliederung des Steinbruchs in die Landschaft berücksichtigt werden.
Pflanzen
Bei den Kartierungsarbeiten konnten 236 Pflanzenarten festgestellt werden, darunter auch Pflanzen, die auf der Roten Liste Rheinland-Pfalz als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft sind:
- Hundswurz, Anacamptis Pyramidenorchis (Anacamptis pyramidalis)
- Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca)
- Trespen-Fuchschwingel (Vulpia bromoides), Süßgras
Der Steinbruch ist heute ein Rückzugsgebiet für bedrohte Pflanzen und Tiere. Die Natur konnte sich in großen Bereichen selbst entwickeln. Diese natürliche Sukzession scheint zwar etwas verwildert, bietet aber für Insekten, Vögel und andere Tiere sowie für Pflanzen einen idealen Nahrungs- und Fortpflanzungsraum. Mit der Modellierung der Landschaft wurde auch nährstoffreicher Mutterboden eingebracht und zum Beispiel mit einer kräuterreichen Wiesenmischung eingesät. Auch etwa 100 Bäume auf Streuobstwiesen, Hecken und Feuchtgebiete bilden die neue Kulturlandschaft.
Tiere
Nachgewiesen wurden 43 Vogelarten, Laufkäfer, Eidechsen und Amphibien, 15 Heuschreckenarten, 63 Wildbienenarten und Grabwespen, 14 Libellenarten, 10 Tagfalter und drei Widderchenarten.
Dohlen, Neuntöter, Wander- und Turmfalken sowie Mäusebussarde haben hier bereits ein Refugium gefunden. An einer Felswand befindet sich eine Natur-Imkerei.
Rekultivierung unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten
2004 erfolgte zunächst eine Rekultivierung unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten mit strukturierten Ackerflächen. Nach einem Umdenkungsprozess entschied man sich, auch in Absprache mit der Stadt Mainz, für eine Rekultivierung im Sinne von Naturschutz und Naherholung. Die Ackerflächen wurden im Frühjahr 2006 in Wiesenflächen umgewandelt.
Geländemodellierung
In der Folgezeit wurde eine Geländemodellierung durchgeführt, Wege wurden angelegt, Bäume und Gehölze gepflanzt, Biotope realisiert, Bänke und Papierkörbe installiert und Sicherheits- sowie Informationstafeln errichtet.
Biotope
Im Steinbruch Weisenau sind folgende Biotoptype vorhanden:
-
Wechselnasse Standorte und Gewässer
- Offenlandbiotope
- Streuobstwiesen
- Gehölze
Natur und Mensch
Am 23.9.2005 erhielt der Steinbruch Weisenau, nach mehr als 150 Jahren, in denen der Abbau von Kalkstein im Vordergrund stand, eine neue Bestimmung. Er dient fortan der Natur und den Menschen.
Durch Abgabe des Geländes mit allen Rechten und Pflichten durch die HeidelbergCement AG
ist die Pflege und die noch anstehende Rekultivierung an die Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz übergegangen.
Das Gelände des Steinbruchs Weisenau hat eine Größe von ca. 33 ha und das von Laubenheim Nord eine Größe von ca. 44,5 ha.
Öffentlich zugänglich ist derzeit (2011) nur ein Teil im ehemaligen Steinbruch Weisenau. Es ist jedoch angedacht, nach (Teil-) Verfüllungen des Steinbruches Laubenheim Nord beide Teile über öffentliche Wege zu verbinden.
Geologie
Im Mainzer Becken, einer Senkungszone, die im
-
Norden an das Rheinische Schiefergebirge,
- Süden an den Bereich von Bad Dürkheim,
- Osten an den Oberrheingraben und
- Westen an Haardt und Nahe-Bergland
grenzt, wurden die Tertiären Schichten abgelagert.
Im Tertiär wurde das Becken mehrfach kurzzeitig vom Meer überflutet. Die Fossilien der Oberen Cerithien-, der Inflata und der Hydrobien-Schichten entstanden im Brack- und Süßwasser.
Der Gesteinsstaub Löß wurde während der quartären Eiszeiten aus den Schottern des Rheins an die Hänge geweht.
Geologischer Lehrpfad
Seit 2011 wird auf zwölf Informationstafeln die Entstehung der Gesteine des Terziärzeitalters des Mainzer Beckens und die Geschichte des Kalkabbaus sowie die Herstellung des Zements beschrieben.
UmweltBildungsZentrum
Bis 2012
soll zusätzlich ein neues Zentrum entstehen, in dem u.a.
neue Technologien der 'schlauen' und nachhaltig-ökologischen Energiegewinnung erlebbar und erfahrbar sein wird.
Geschichte der Zementgewinnung
Der Abbau im Steinbruch Weisenau erfolgte ab 1839 bis ca. 1970. Von da ab erfolgte der weitere Abbau im Steinbruch Laubenheim Nord bis Ende 2003.
Mit der Gewinnung von Kalkstein für die Zementproduktion wurde 1839 durch den Bauunternehmer Christian Lothary begonnen. Zwei Kalköfen wurden 1850 gebaut.
1864 wurde die Portland-Zementfabrik gegründet. Damals wurde der Zement pfundweise in Papiertüten in Materialwarenläden verkauft. 180 Kilogramm Zement im Fass kostete etwa 16 Mark. Dies entsprach etwa dem halben Monatslohn eines ungelernten Arbeiters. 1887 wurde das Werk von der Mannheimer-Portland-Cemetfabrik übernommen.
1901 wurde bei der Fusion mit der Mannheimer-Portland-Cement-Fabrik AG zur Portland-Cement-Werke Heidelberg und Mannheim AG auch das 1864 gegründete Zementwerk Mainz-Weisenau übernommen. Zahlreiche Beteiligungen an Ziegeleien, Gipsgruben und Zementwerken folgten.
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1914 belief sich die Jahresproduktion auf 155.534 Tonnen Zement und 1.924 Tonnen Kalk.
1910 wurde das benachbarte Rheinische Kalkwerk erworben. 1927 wurden zwei große Windmühlen in Betrieb genommen. 1929 und 1930 erfolgte die Elektrifizierung der Antriebe. Von 1930 bis 1933 stockte zeitweise der Absatz und es kam zu Betriebsstillständen. Dies änderte sich nach 1933. Die Zementindustrie wurde zur Schlüsselindustrie für den Rüstungs- und den Zivilbereich. Es entstand eine Werkssiedlung mit 41 Eigenheimen.
1943 bis 1944 gab es auf dem südlichen Gelände des Portland-Werkes ein Außenlager des SS-Sonderlagers KZ-Hinzert für "straffällig" gewordene Zwangsarbeiter (etwa 210). Ab Mai 1944 erfolgte die Verlegung des Lagers auf die Ingelheimer Aue. Anschließend sollte offensichtlich auf dem Gelände eine unterirdische Produktionsstätte der M.A.N. für Kriegswaffen errichtet und angeblich auch Abschussrampen für die “Geheimwaffe” V 2 gebaut werden. Hierbei wurden auf dem Gelände in Weisenau Zwangsarbeiter der M.A.N eingesetzt.
Nach Kriegsende erhielten Werksangehörige noch einmal 30 Bauplätze für Zweifamilienhäuser. Mit dem Bauboom zwischen 1950 und 1965 steigerte das Werk seine Versandleistung um das Vierfache.
1965 erfolgte die Errichtung neuer Öfen zur Klinkerproduktion. Die Abbaufläche
wurde im Bereich des Steinbruches Laubenheim Nord erweitert.
1988 erfolgte die Inbetriebnahme des neuen Putz- und Mörtelwerks Mainz-Weisenau. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden mit den Planungen für den Abbau im Steinbruch Laubenheim Süd begonnen. Eine Abbaugenehmigung für den Steinbruch Laubenheim Süd wurde zwar 2004 erteilt, aber später nach der Teilstilllegung des Zementwerkes wieder an die Stadt Mainz zurückgegeben. Somit gab es diesen Steinbruch lediglich auf dem Papier.
Damit einhergehend erfolgte ein gemeinsamer Renaturierungsplan für die Steinbrüche Weisenau und Laubenheim.
Heutige Nutzung
Steinbrüche Weisenau und Laubenheim
Der Steinbruch Weisenau
wurde von der Fa.
HeidelbergCement
rekultiviert und renaturiert. Er ist bereits teilweise öffentlich zugänglich und entwickelt sich zu einem schönen Naherholungsgebiet.
Mit der Renaturierung des Steinbruches Laubenheim Nord wurde ebenfalls begonnen.
Produktion und Lagerung von Biomassen und Ersatzbrennstoffen
Das an den Steinbruch Weisenau angrenzende bebaute ehemalige Fabrikationsgelände
der Fa. HeidelbergCement wurde von der Fa. Meinhardt Städtereinigung übernommen.
Hier erfolgt nach einem mit der Stadt Mainz erarbeiteten Masterplan eine Nutzung für die Produktion und Lagerung von Biomassen und Ersatzbrennstoffen.
Das Gelände ist ca. 7,6 ha groß.
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