Zweitgrößtes Naturschutzgebiet in Hessen
Nur wenige Kilometer südlich des Frankfurter Flughafens, in unmittelbarer Nähe des Jagdschlosses Mönchbruch und der Mönchbruchmühle, liegt das einzigartige Naherholungsgebiet
"Mönchbruch von Mörfelden und Rüsselsheim". Mit einer Fläche von 937 Hektar ist es das zweitgrößte Naturschutzgebiet Hessens, übertroffen nur noch vom Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue. Es ist der Lebensraum für eine Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen. Alte Eichen, Erlenbuchwald, Stieleichen, Sumpfwald, Wiesen und Wassergräben prägen das Bild der Landschaft. Das Gebiet wurde ursprünglich durch den Main geprägt. Die mitgebrachten Sande, Lehme und Kiese bildeten das Fundament für die ökologische Artenvielfalt.
Raum für bedrohte Arten
Ein Gutachten aus dem Jahr 1994 weist mehr als 540 verschiedene Pflanzenarten nach, darunter rund 60 vom Aussterben bedrohte Arten, die auf der Roten Liste geführt werden.
Von einem Aussichtsturm aus (Nähe Parkplatz am Jagdschloss) lässt sich in der Dämmerung Reh- und Damwild sowie Schwarzwild auf den Wiesenflächen beobachten.
Erstaunt ist der Besucher über das Vorkommen eines zahlreichen
Damwildbestandes. Bereits vor Jahrhunderten in Deutschland eingebürgert, ist diese zweitgrößte in
Deutschland vorkommende Hirschart nicht nur eine Attraktion für Erholungssuchende zu allen Jahreszeiten.
Um den Artenreichtum auf diesen Wiesen zu erhalten und zu schützen, darf seit 1995 kein Dünger mehr ausgebracht werden. Zahlreiche Vögel sind hier heimisch. Mit ein wenig Glück kann man Schwarzmilane, Eisvögel, Waldohreulen, Reiher, Störche und sogar Kanadagänse mit Küken beobachten.
Eines der letzten großen Feuchtgebiete
Der Mönchbruch ist nicht nur wegen seiner Bedeutung als eines der letzten großen Feuchtgebiete Hessens und wegen seiner Artenvielfalt schützenswert, sondern auch wegen seiner Eigenschaft als Naherholungsgebiet Rhein-Main. Erholungssuchenden stehen ausgedehnte und gut ausgebaute Rad- und Wanderwege mit Informations- und Hinweistafeln zur Verfügung. Das Naturschutzgebiet Mönchbruch lädt zu allen Jahreszeiten zur Erholung und Entspannung ein.
Brenndoldenwiese (Feuchtwiese)
Die Stromtalwiesen im Mönchbruch werden alljährlich überflutet und sind wohl die interessantesten und artenreichsten Wiesenkomplexe in diesem Naturschutzgebiet. Die Standorte Wiesen sind sehr tonreich und gleichmäßig durchflutet. Durch Eingriffe des Menschen in die Natur mit Flussregulierung, intensive Düngung und Entwässerung sind derartige Wiesen sehr selten geworden. Seit 1955 darf hier nicht mehr gedüngt werden. Die Wiesen werden jährlich gemäht. Diese Mahd ist wichtig. Dadurch werden Nährstoffe abgeführt. Dies ist für einige der Pflanzen überlebensnotwendig. Um die Gelege der Bodenbrüter zu schützen, darf die Mahd nicht vor dem 15. Juni stattfinden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Jungvögel bereits flügge.
Pflanzen und Tiere
In den Wiesen finden sich Moorveilchen, Lungenenzian, Brenndolde und einige Orchideenarten wie das Fleischfarbene Knabenkraut.
Der Blutweiderich, der in ganz Europa verbreitet ist, ist ebenso zu finden wie die in kleinen Kolonien wachsende Faden-Segge.
Die Sumpfschrecke, eine der großen Heuschreckenarten, legt hier ihre Eier ab. In der Dämmerung ist der Hirschkäfer zu beobachten, der an vermoderten Eichenstümpfen oder Ästen lebt. Einer der größten Käfer mit etwa 5,5 cm Länge ist der Heldbock, der in alten kränkelnden Eichen lebt.
Der große Schillerfalter ist ab Mitte Juni bis August zu sehen. Er legt auf der Salweide als Raupenfutterpflanze die Eier ab.
Die Wiesenbrüter Bekassine, ein mittelgroßer Schnepfenvogel, legt in dichtem Gras ihre Eier.
Sie ist in der Lage, Jungtiere fliegend zu transportieren. Sie klemmt Küken einzeln zwischen Schnabel und Körper mit gegen die Unterseite gepresstem Schnabel ein und evakuiert sie so aus einer Gefahrensituation.
Der Kiebitz scheint leider aus dem Naturschutzgebiet verschwunden zu sein.
Der Graureiher, der im Mönchbruch nicht brütet, findet hier einen gut gedeckten Tisch mit Amphibien, Mäusen und Reptilien.
Häufig zu beobachten ist der Buntspecht, der sich überwiegend von Käfern, die im Totholz leben, ernährt.
Die größte einheimische Spechtart, der Schwarzspecht, findet hier, ebenso wie der seltene Mittelspecht, seine Nahrung. Zu den Wiesenbrütern gehören auch die Feldlerche und der Wiesenpieper.
Auch die selten gewordenen Laub- und Springfrösche haben sich hier angesiedelt.
Leider sind die Moorfrösche ebenfalls verschwunden (Stand 2011).
Übrigens: Die Haut der Männchen färbt sich während der Balzzeit blau. Es stand bei der Logoentwicklung für das Naturschutzgebiet Mönchbruch Pate.
Die Ringelnatter kann ausgezeichnet schwimmen und ernährt sich von Fröschen, Mäusen und Insekten, die sie packt und lebend verschlingt. Sie ist harmlos, sehr scheu und wird etwa einen Meter lang. Eine typische Waldfledermaus, die Bechstein-Fledermaus kann in der Dämmerung beobachtet werden.
Auf dem Speiseplan der Fledermäuse stehen kleine Insekten, wie Mücken, Fliegen, Nachtfalter, Spinnen und Käfer.
Stieleichen-Hainbuchenwald
Hainbuche, Esche, Schwarzerle, Hasel und Stieleichen in Gemeinschaft mit der Bodenvegetation wie z.B.: Große Schlüsselblume, Großes Springkraut, Waldziest, Buschwindröschen, Bärlauch, Wurm- und Dornfarn, Waldschachtelhalm, Giersch, Kriechender Günsel.
Lebensraum Totholz
Totholz ist unverzichtbarer Bestandteil für die Stoffkreisläufe im Ökosystem Wald. 20% der gesamten Holzmasse bestehen aus diesem Totholz, dem "biologischen Gold", in dem ein Millionenvolk von Tier- und Pflanzenarten lebt.
Mönchbruch-Weiher
Der Mönchbruchweiher liegt in der Nähe des Mönchbruch-Schlosses und hat eine ungefähre Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung von 140 m und in Ost-West-Richtung 240 m.
Neben verschiedenen Enten und Schwänen leben hier seit einigen Jahren Nutrias (Biberratten
-Myocastor coypus-), auch genannt
Wasserratte, Sumpfbiber, Schweifbiber, oder Schweifratte. Sie stammen ursprünglich aus Südamerika und wurden in Europa als Pelztiere gezüchtet.
Wo die "Mönchbruch-Nutrias" herkommen, ist nicht bekannt.
Die Tiere werden bis zu 65 cm lang.
Der kaum behaarte Schwanz
misst zudem etwa 40 Zentimeter. Sie wiegen bis zu 10 Kilogramm und ernähren sich von ober- und unterirdischen Pflanzenteile. Sie wirken sehr träge, können aber, ist ihnen der Fluchtweg zum Wasser hin versperrt, plötzlich sehr schnell werden, springen, angreifen und zubeißen.
Fütterung
Obwohl die Nutrias am und im Mönchbruch-Weiher handzahm sind und sich von Besuchern füttern lassen, sollte man nicht vergessen, dass es sich, ebenso wie bei den Wasservögeln, um Wildtiere handelt. Viele Besucher bringen auch für die Wasservögel Fressen mit.
Experten (Forstamt, Nabu, HGON) raten, auf das Füttern der etwa 20 - 30 Nutrias und der Wasservögel zu verzichten.
Das Regierungspräsidium Darmstadt teilt 2011 hierzu mit:
Die im Naturschutzgebiet eingesetzten Ranger werden die Besucher des Mönchbruch-Weihers bitten, die Fütterung der Nutria-Familie und der vielen Wasservögel zu unterlassen oder einzuschränken. Neben der Entwöhnung der Tiere von ihrer ursprünglichen Nahrung kann die Fütterung der Nutria durch das Einbringen von zusätzlichen Nährstoffen in das Gewässer zu einer Belastung der Wasserqualität bis hin zu einem "Umkippen" des Gewässers führen, wenn andere nicht beeinflussbare, ungünstige Faktoren hinzukommen.
Die Zersetzung von Lebensmittelresten kann darüber hinaus bei hohen Temperaturen schnell Botulismus bei den zahlreichen Enten und anderen Wasservögeln auslösen, einer lebensbedrohlichen Lähmung, die unbehandelt zum qualvollen Tod der Tiere führt.
Rast
Für den Wanderer, Radler, Jogger, Ausflügler oder Spaziergänger
bietet das Landhotel Mönchbruch Mühle in einer angenehmen Atmosphäre Entspannung und kulinarische Köstlichkeiten. In dem 1608 erbauten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, das mitten im Naturschutzgebiet direkt an der B486 liegt, stehen neben dem Restaurant im Sommer eine Terrasse und ein Biergarten zur Verfügung.
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2011: 30 Jahre Naturschutzgebiet
Schon 1954 wurden Waldareale des "Schlangenlochs" und der "Dachnau" mit einer Fläche von 44 ha unter Schutz gestellt, die 1974 um die ausgedehnten Erlenbruchwaldgesellschaften des "Breiten Bruches" auf 89 ha erweitert wurden. 1981 wurden die Wiesenflächen des südlichen Mönchbruchs in das Gelände integriert und hatte damit eine Größe von 485 ha. Mit der Naturschutzgebietsverordnung vom 24. Juli 1981 erhielt das Naturschutzgebiet seinen heutigen Namen "Mönchbruch von Mörfelden und Rüsselsheim". 1995 wurde der "Faulbruch", die "Walldorfer Bruchwiesen", große Teile des "Schlichters" und weitere kleinere Areale mit aufgenommen und somit die heutige Gebietsgröße von 937 ha erreicht.
Wegen
der überregionalen naturschutzfachlichen Bedeutung wurde das Naturschutzgebiet vom Land Hessen für das europäische Schutzgebietsnetz "Natura 2000" gemeldet.
Historisches (*)
Wissenschaftliche Erkenntnisse über das heutige Gebiet des Mönchbruches reichen
bis zur Bronzezeit (2200 bis 800 v. Chr.) und Eisenzeit (etwa 800 v.Chr. bis Zeitwende) zurück. Im Süden des Geländes sind Hügelgräber erkennbar, die aus dieser Zeit stammen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Feuchtgebiet 1129 unter dem Namen "Fulenbruch" (Faulenbruch). Kaiser Lothar von Supplinburg (1075 - 1137) schenkte dieses an seinen Dienstmann Konrad von Hagen (= Hain / Dreieichenhain) den Verwalter des großen königlich-kaiserlichen Wildbanns Dreieich. (Wildbann (lat. Bannum ferinum): u.a. das Recht der Befriedigung, Umzäunung, für oder gegen das Wild bzw. das ausschließliche Jagdrecht in diesem Bezirk)
Das Gelände gelangte schließlich in den Besitz des Verwandten Eberhard Waro, der das 720 Morgen große überwiegend aus Sumpf bestehende Land am 9. März 1211 den Mönchen des Klostergutes Hassloch schenkte. Das Gut gehörte zum Kloster Eberbach. Das Gebiet diente als Viehweide und zur Holzversorgung. Daher kommt
auch der Name "Mönchbruch".
1608 kaufte der Landgraf von Hessen Darmstadt das wildreiche Gebiet, das zwischenzeitlich im Besitz der Herren von Falkenstein und der Mainzer Erzbischöfe
war.
In der Nähe des Mönchbruchs lag schon seit der Karolingerzeit (714 - 843) der wichtige Jagdhof Mörfelden.
1708 wurde von dem hessischen Regenten, Landgraf Ernst Ludwig, (1687 bis 1739), die Parforcejagd von Frankreich übernommen. Für diese Hetzjagden mit Hundemeuten war das flache Gelände besonders gut geeignet.
(*) Quelle: Die Informationen wurden freundlicherweise von der Inhaberin des Landhotels Mönchbruchmühle, Frau Claudia Grote, zur Verfügung gestellt und basieren auf Ausarbeitungen zur Geschichte der Landschaft um das Jagdschloss und die Mühle in Mönchbruch (anhand von alten Wegführungen und Grenzverläufen) von Prof. Dr. Ernst Erich Metzner)
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Manfred Mohl produzierte neben
Schulfilmen zu Ökologie und Gesundheit u.a. auch eine sechsteilige Dokumentarreihe zum Naturschutzgebiet Mönchbruch.
Diese Filmausschnitte und Informationen zu Manfred Mohl finden Sie unter
#www.manfred-mohl.de
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